Wahrheit oder Mythe?

Tour Oudewater - Mit dem Fahrrad auf den Spuren unzähliger Verzweifelter, die im 16. & 17. Jahrhundert den Weg in das kleine Städtchen Oudewater suchten.

Am idyllischen Seengebiet der Reeuwijkse Plassen und der alten holländischen Wasserlinie entlang zur Hexenwaage in Oudewater und zum Schandpfahl in Hekendorp. Anschließend nach Schoonhoven in die Stadt des Silbers. Zurück entlang der malerischen Vlist über Haastrecht und Gouda.

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Tourverlauf Oudewater

Geplantes Ziel
Optionales Ziel

Das Seengebiet De Reeuwijkse Plassen

Blick auf die Reeuwijkse Plassen

In der Nähe unseres Startpunkts liegen die Reeuwijkse Plassen, ein idyllisches Seengebiet, welches zum Surfen, Bootfahren und zu anderen Aktivitäten einlädt.

Über die Entstehung dieser Seen gibt es einiges zu berichten, u.a. wie die Niederländer damit den Reiseweg zwischen Utrecht und Den Haag deutlich verkürzten.

Der Stellenwert des Wassers

Überhaupt spielen das Wasser und die verschiedenen Formen des Wassers auf dieser Tour eine außerordentliche Rolle. Begriffe wie Greppel und Sloot werden genauso erklärt, wie die Bedeutung der alten holländischen Wasserlinie zwischen Enkele & Dubbele Wiericke. Auf einem Aussichtsturm in der Nähe der Ortschaft Driebruggen hat man einen guten Überblick über die Landschaft im Grünen Herz und den Stellenwert des Wassers.

Wiegezertifikat der Hexenwaage in Oudewater

Zur Hexenwaage nach Oudewater

Unser erstes Ziel ist das kleine Städtchen Oudewater mit seiner historischen Altstadt. Das wohl bekannteste Gebäude in Oudewater ist das Waagegebäude mit der Hexenwaage aus dem 16. Jahrhundert.

Hier kann man sich gegen Entgelt wiegen lassen und ein Zertifikat erhalten, welches den Beschuldigten auf Lebenszeit von der Hexerei freispricht.

Mittwochs findet in Oudewater zwischen 11 Uhr und 17 Uhr ein gemütlicher Wochenmarkt rund um die Marktbrücke statt.

Zum Pranger nach Hekendorp

Von Oudewater geht es entlang der Hollandse IJssel weiter nach Hekendorp. Dort schauen wir uns Justitia hoch oben thronend auf dem Pranger an und stellen uns vor, wie damals die Kriminellen an diesen Schandpfahl gekettet und gezüchtigt wurden. Vielleicht erfahren wir, warum Justitia hier ohne die sonst übliche Augenbinde modelliert ist.

In die Silberstadt Schoonhoven

Unser nächstes Ziel ist die auch als „Silberstadt“ bekannte Stadt Schoonhoven. Auch sie hat eine historische Altstadt, die man besonders gut von der Fähre über den Fluss Lek aus bewundern kann. In der Nähe der Fähre ist ein schönes altes Stadttor erhalten geblieben.

Boezemmolen Nr. 6 bei Haastrecht

Entlang der malerischen Vlist

An der östlichen Seite des malerischen Flusses „De Vlist“ entlang geht es vorbei an einigen sehenswerten Windmühlen auf einer ruhigen Seitenstraße in Richtung der Ortschaft Haastrecht.

Kurz vor Haastrecht haben wir vielleicht die Gelegenheit, einige Wagemutige beim merkwürdig anmutenden Polsstok-Springen beobachten zu können, einer traditionellen Sportart, die auch in der Provinz Friesland unter dem Namen „Fierljeppen“ bekannt ist.

Zurück über Gouda

Von Haastrecht aus ist es nicht mehr weit bis Gouda. Vorbei an den Reeuwijkse Plassen erreichen wir schließlich wieder den Parkplatz.

Optionen

Hinweise

Wissenswertes über Oudewater

Mitten im Grünen Herz von Holland findet man das verborgene Städtchen Oudewater. Es liegt an der Holländischen IJssel in der Provinz Utrecht und grenzt an die Provinz Südholland. Oudewater liegt elf Kilometer östlich von Gouda und rund zwanzig Kilometer westlich von der Stadt ➔ Utrecht. Von Bedeutung sind die Landwirtschaft und das Kleingewerbe. Die Altstadt zieht viele Tagesausflügler an. Von Oudewater führt ein asphaltierter Pfad zum Dörfchen Linschoten bei Montfoort.

Oudewater verfügt über 95 städtische und 127 nationale Denkmäler. Ein Großteil des Stadtzentrums wurde zum geschützten Stadtbild erklärt. Mit mehr als 300 historischen Gebäuden ist die Stadt diejenige mit der höchsten Denkmaldichte in den Niederlanden.

Geschichte

Oudewater erhielt 1265 die Stadtrechte. Der holländische Graf Floris V. baute sie zu einer Grenzfestung gegen das Hochstift Utrecht um. Der Ort hatte unter den Bürgerkriegen im 14. und 15. Jahrhundert viel zu leiden. Auch vom Achtzigjährigen Krieg blieb er nicht verschont. Am 19. Juni 1572 nahmen die Geusen ihn ein; 1575 wurde er blutig mit einem Massaker an den Einwohnern von den Spaniern zurückerobert. In 1577 schloss sich Oudewater wieder den Aufständischen an, blieb aber in Sachen Religion so gemäßigt, dass verfolgte Katholiken aus anderen Orten hier ein Obdach finden konnten.

Die Altstadt Oudewaters ist ein Beispiel einer gut erhaltenen holländischen Kleinstadt. Viele Häuser aus dem 17. Jahrhundert mit Treppengiebeln sind noch im Zentrum zu finden.Die spätgotische Kirche stammt aus dem 13.–15. Jahrhundert. Das Rathaus wurde 1588 fertiggestellt. Nach einem Brand 1968 wurde es 1972 im alten Stil wieder aufgebaut. Das Dach des Rathauses bewohnen traditionell (seit dem 16. oder 17. Jahrhundert) Störche, deren Nest Freiwillige bewachen.

Die Hexenwaage

Das kleine holländische Marktstädtchen Oudewater steht in einem außergewöhnlichen Ruf: Hier sei die Unschuld unzählig vieler der Hexerei Beschuldigten bewiesen worden. Seit 1482 wurden hier, im Rah­men der Hexenprozesse, Wiegeproben durchgeführt. Dieses Privileg wurde 1545 vom Kaiser Karl V. bestätigt, und der Hexerei beschuldigte Frauen aus dem ganzen Deutschen Reich reisten, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten, nach Oudewater.

Zunächst geschah das Wiegen im Rathaus. Im Jahr 1595 wurde im Auftrag der Stadtväter in der Mitte dieser Ort­schaft ein kleines Waagegebäude errichtet, welches auch heute noch dort zu finden ist. Oudewater war ein Zen­trum des Hanfanbaus. Als nach 1585 der holländische Handel anfing explosiv zu wachsen, steigerte sich durch den Schiffbau auch die Nachfrage nach Tauen und Kabeln. Hanf war dafür der geeignete Rohstoff, und die wirtschaft­liche Bedeutung von Oudewater nahm verhältnismäßig stark zu. Deswegen war es notwendig, die Handelsware unter der Aufsicht der städtischen Behörde wiegen zu können.

In diesem Waagegebäude sind dann nicht nur Sachen wie Hanf oder Butter und Käse gewogen worden. Hier wurde ab und zu das Gewicht von Menschen festgestellt. Personen, die unter Verdacht der Hexerei standen, konnten sich hier auf die Waagschale stellen. Wenn ihr Gewicht mit dem Bau ihres Körpers übereinstimmte, konnten sie von den Bürgermeistern, den Schöffen und dem Rat der Stadt ein dementsprechendes, beglaubigtes Zertifikat bekommen. Dieses Papier hatte Beweiskraft. Die der Hexerei beschuldigte Person konnte damit nachweisen, dass sie nicht zu leicht war und deshalb nicht schuldig sein konnte.

Die Waage in Oudewater ist während mehr als hundert Jahren von Hunderten von Menschen besucht worden. Die Mehrheit von ihnen stammte übrigens aus Rheinland-Westfalen. Sie wollten sich wiegen lassen, weil sie Angst hat­ten, wegen des Verdachts auf Zauberei verbrannt zu werden. Mit den von den Stadtvätern von Oudewater beschafften Wiegezertifikaten konnten sie diese Gefahr aber abwenden. Da die Beurteilung nach stärker rationalen Maßstäben stattfand als anderswo, hatte eine der Hexerei beschuldigten Frau hier recht gute Chancen, frei­gesprochen zu werden.

Die Waage oder „Hexenwaage“ ist größtenteils noch im originalen Zustand. Touristen können sich immer noch dort gegen eine kleine Gebühr wiegen lassen und eine Bescheinigung erhalten, nach der sie „die normalen Proportionen des Körpers“ haben und keine Hexen seien.

Wissenswertes über Hekendorp

Im Zentrum der Gemeinde Hekendorp an der Goejanverwelle steht seit Jahrhunderten eine Hartsteinsäule auf einem Ziegelsockel, auf der eine Statue aus Sandstein mit dem Abbild der Justitia, der Personifikation der Gerechtigkeit, steht. Das Denkmal ist als Schandpfahl, Pranger oder auch „Kaak“ bekannt. Im Gegensatz zu vielen geläufigen Abbildungen der Justitia trägt diese hier keine Augenbinde.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden auf solchen Pfählen Strafen vollstreckt. Diese reichten von der Todesstrafe, Auspeitschung und anderen körperlichen Züchtigungen bis hin zur längeren oder kürzeren Fesselung an den Pranger zwecks öffentlicher Vorführung des verurteilten Kriminellen. Die Eisenringe, an denen die Ketten befestigt waren, sind noch heute zu sehen.

Wissenswertes über Schoonhoven

Schoonhoven ist eine Kleinstadt und ehemalige Gemeinde in den Provinz Südholland. Am 1. Januar 2015 wurde sie in die Gemeinde Krimpenerwaard eingegliedert. Schoonhoven liegt etwa zwölf Kilometer südöstlich von Gouda am Nordufer des Lek. Das andere Ufer dieses Flusses ist mit einer Fähre zu erreichen. Während der Überfahrt hat man einen schönen Blick auf die Altstadt von Schoonhoven.

Schoonhoven ist eine romantische, typisch holländische Kleinstadt. Bei der Lekfähre ist noch ein Stadttor erhalten geblieben. Wegen der kleinen, aber schönen Altstadt kommen viele Touristen für einen Kurzausflug nach Schoonhoven. In der Umgebung wird Milchvieh für den bekannten Gouda-Käse gehalten.

Geschichte

Im Jahre 1247 schenkte Herr Johan I. van der Leede den Einwohnern des Dorfes Schoonhoven das Recht, einen Hafen anzulegen. Für sich selbst ließ er ein Schloss bauen (das 1518 durch ein Feuer verloren ging). Bald folgten andere Stadtrechte. Das Städtchen wurde um 1350 ummauert.

Der Achtzigjährige Krieg brachte Schoonhoven viel Unheil. Wiederholt wechselte es notgedrungen nach einer Eroberung die Seite. Die Befestigung wurde 1582 und 1601 erneuert. Die Festung wurde 1816 geschleift, Schoonhoven blieb jedoch Garnisonsstadt. Über diesen Ort gingen viele Soldaten von 1945 bis 1949 in den Kampf gegen die indonesische Unabhängigkeitsbewegung.

Das Rathaus (erbaut 1452) wurde im Jahr 1929 restauriert. Die Kirche in der Innenstadt (erbaut 1375 mit einem Turm aus dem 15. Jahrhundert) beherbergt das Grabmal des Entdeckungsreisenden Olivier van Noort.

Die Silberstadt

Mangels anderer Einnahmequellen suchten die Bewohner von Schoonhoven zur Zeit des Achtzigjährigen Kriegs und danach ihr Heil in der Silberschmiedekunst. Im 18. Jahrhundert gab es sehr viele, die diesen Beruf ausübten. Dieses Handwerk ist für Schoonhoven immer noch von prägender Bedeutung.

Schoonhoven ist deshalb noch heute als die „Silberstadt“ der Niederlande bekannt und hat eine Fachschule für das Gold- und Silberschmiedehandwerk und die Uhrmacherei. Bedeutend ist auch das Gold-, Silber- und Uhrenmuseum. Es werden dort oft Ausstellungen und Vorführungen über moderne, internationale Silberschmiedekunst gehalten.

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