Fahrradmitnahme im Zug

Was meine Erfahrungen bei Zugreisen mit dem Rad in den Niederlanden sind

Allgemeines

Die Fahrradmitnahme auch von E-Bikes ist in den Niederlanden generell und ohne vorherige Reservie­rung gestat­tet. Die Pflicht zur Reservierung war im Jahr 2021 von der Nederlandse Spoorwegen (NS) – wie die nieder­län­dische Eisenbahngesell­schaft heißt – geplant, die Organisation der niederländischen Radfahrer („Fietsers­bond“) hat sich aber gegen die Einführung positioniert und sie erfolgreich abgewendet. Pro Person ist 1 Fahrrad erlaubt. Lasten­räder, Fahrradanhänger und Bollerwagen dürfen allerdings grundsätzlich nicht mit­ge­nom­men werden. Tandems und Liegeräder sind nur als Hilfsmittel für Reisende mit Behinderung zugelassen.

Hauptverkehrszeiten

Darüber hinaus ist eine Fahrradmitnahme in den sogenannten „Spitsuren“ (also den Stoßzeiten) von Mon­tag bis Freitag zwischen 6:30 und 9:00 Uhr und zwischen 16:00 und 18:30 Uhr nicht gestattet. An den Wochen­enden, an Feiertagen (außer dem Königstag) sowie in den Sommermonaten Juli und August gilt diese Ein­schrän­kung nicht. Die Zeiten außerhalb der Stoßzeiten heißen übrigens „Daluren“.

Es ist nicht gestattet in die Spitsuren hineinzufahren. Die Reise muss so geplant werden, dass man in einer Daluur einsteigt und vor dem Erreichen der nächsten Spitsuur aussteigt. Man riskiert sonst irgendwo auf einem Bahnhof „ausgesetzt“ zu werden. Ich denke, dass es Ausnahmen bei dem stets freundlichen Personal gibt, aber nach eigener Erfahrung macht es wirklich keinen Spaß sein Fahrrad in einem vollen Zug mitzunehmen.

Kosten

Die Kosten für die Fahrradmitnahme betragen beim Kauf des Tickets in der NS-App (siehe unten) oder Online 7,95 € einmalig pro Tag (0 bis 24 Uhr) bzw. 8,95 € am Automaten im Bahnhof. Dieses Ticket heißt „Fietskaart Dal“ und muss zusätzlich zum regulären Reise-Ticket pro Person gekauft werden.

Smartphone App

Sehr empfehlenswert ist übrigens die NS-App für euer Smartphone (die mit dem blauen Schienen-Logo auf gelbem Hintergrund). Darin kann man ganz einfach einen kostenlosen Account einrichten. Mit der App kann man Reisen planen, Tickets kaufen, diese ohne Papier ver­walten und am Bahnhof per QR Code ein- und auschecken. Der Ticketkauf kann auch von einer belie­bigen Per­son durch­ge­führt und das gekaufte Ticket per E-Mail in die NS-App einer anderen Person übertragen werden. Das Reisen mit dem Zug macht diese App wirklich zu einem Kinderspiel. Bezahlen kann man in der App z.B. mit einer Kreditkarte.

Debitkarte (EC-Karte)

Neuerdings kann man wohl auch mit einer Debitkarte in den Niederlanden mit dem Zug reisen und am Bahnhof damit einfach ein- und auschecken. Der Betrag wird dann vom Bankkonto abgebucht. Wenn man einen Account angelegt und die Debitkarte damit verknüpft hat, sieht man in der App zusätzlich den Reiseverlauf und eine Kostenübersicht. Allerdings kann man nach meinem Kenntnisstand mit einer Debitkarte keine Fahrradmitnahme buchen.

Bahnsteigzugang

Die Bahnsteige sind in der Regel für Radfahrer gut über eine Rampe oder Treppe mit Führungs­schiene und/oder Auf­zug erreichbar. In den Aufzug passt aber nur 1 Rad bequem hin­ein, also sollte man mit mehreren Personen et­was Zeit für die Aufzugnutzung einkalkulieren. Man checkt vor Antritt der Reise ein und nach der Reise aus. Auf Bahn­höfen mit Durch­gangstoren geht das ohnehin nicht anders.

Fahrräder schiebt man am besten durch das breite Tor für Rollstuhl­fahrer, auch wenn diese nicht speziell für Fahrräder markiert sind. Dazu hält man den QR Code für das reguläre Reise-Ticket (also nicht den QR Code für das Fahrrad-Ticket!) aus der NS-App einfach rechts an den Kartenleser und das Tor öffnet sich automatisch. Nur Tore mit grünem Pfeil sind aktiv. Auf Bahnhöfen ohne Tor checkt man an einem Pfahl auf dem Bahnsteig ein und aus.

Zugabteile

Zugabteile mit Stellplätzen sind an den Türen mit einem Fahrradsymbol gekennzeichnet. Nur dort darf man mit dem Rad ein- und aussteigen. Die Anzahl der Türen und damit die Anzahl der Stellplätze variiert pro Zugverbindung. Diese Anzahl („Fietsplekken“) wird in der NS-App und Online angezeigt. Wenn alle Plätze belegt sind, muss man auf den nächsten Zug warten.

Nach meiner Erfahrung ist das Einsteigen in die Kurzstrecken-Sprinter-Züge komfortabler als in die doppelstöckigen Intercity-Züge. Auch das Platzangebot in den Abteilen ist unterschiedlich. Wenn man Wahlfreiheit hat, dann würde ich den Sprinter bevorzugen.

Es gibt in den Abteilen keine Hal­tebügel oder ähnliches. Man stellt die Räder an die dafür vorgesehenen Stellen und nimmt Gepäck und Taschen ab. Zum Fixieren des Fahrrads haben sich Klettbänder um die Bremshebel bewährt. Man muss immer darauf achten, dass die Durchgänge frei bleiben und das Rad sicher steht.

Kontrollen

Kontrollen finden regelmäßig statt. Ich hatte dabei immer nur mit freundlichen und zuvorkommenden Mitarbeitern der Eisenbahngesellschaft zu tun. Auch das Ticket für das Fahrrad wird dabei kontrolliert. Dazu wird der QR Code für das Fahrrad-Ticket direkt vom Bildschirm der App gescannt und auf Gültigkeit überprüft. Nach meiner Erfahrung ist es auch kein Problem, wenn nur eine Person einer Gruppe im selben Abteil alle Tickets nur auf seinem Smartphone präsentiert.

Aktualität

Diese Informationen repräsentieren den Stand von Januar 2025 und spiegeln lediglich meine persönlichen Erfahrungen wider.

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