Der Rotterdamer Hafen
Wie der Hafen entstanden ist und welche Bedeutung der Rotterdam Effekt hat
Die Geschichte
Die Geschichte des Rotterdamer Hafens geht zurück bis ins 14. Jahrhundert. An der Mündung der Rotte in die Maas wurde in jener Zeit ein Fischerdorf gegründet. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich der Hafen zu einem modernen Welthafen entwickelt und eine direkte Verbindung zur Nordsee erhalten. In den Folgejahren wuchs der Hafen immer mehr in Richtung Nordsee.
Um 1920 lagen noch große Teile des Hafens im Stadtzentrum von Rotterdam. Aber nach und nach wurden immer mehr Flächen des ehemaligen Hafens in der Innenstadt frei und aufwändigen Stadterneuerungsprogrammen zugeführt. Dazu gehört auch seit 1993 der Kop van Zuid am südlichen Ende der Erasmusbrücke.
Das seit dem Zweiten Weltkrieg immer mehr dem Verfall preisgegebene Gebiet sollte sogar im Jahre 1968 in ein Rotlichtviertel umgewandelt werden. Mit einem ehrgeizigen Plan und der Hilfe weltberühmter Architekten gelang es, das Viertel zu einem integrierten Teil der Rotterdamer Innenstadt zu entwickeln. Die bekannten Wassertaxis von Rotterdam und auch die Erasmusbrücke selbst gehen auf diese Entwicklung zurück.
Der Hafen heute
Der eigentliche Aufschwung des Hafens begann mit der Industrialisierung des Ruhrgebiets, das über den Rhein direkt erreichbar ist. Heute ist der Hafen von Rotterdam der größte Hafen Europas, weltweit sind nur 3 asiatische Häfen größer. Im Hafen arbeiten täglich 193.000 Menschen, das sind fast 20% der Berufstätigen der Region Rijnmond. Rechnet man die direkt oder indirekt für den Hafen Arbeitenden hinzu, dann sind dies ca. eine halbe Million Beschäftigte.
Das Hafengebiet umfasst 12.500 Hektar auf einer Länge von mehr als 40 Kilometern. Containerschiffe mit einem Tiefgang von bis zu 24 Metern können hier abgefertigt werden. Der Güterumschlag pro Jahr beträgt etwa 439 Millionen Tonnen. Ca. 28.000 Seeschiffe und 90.000 Binnenschiffe fertigt der Hafen pro Jahr ab.
Der Handel
Aufgrund der günstigen geografischen Lage und der wettbewerbsfähigen Infrastruktur werden viele Waren über die Niederlande und insbesondere über den Seehafen Rotterdam transportiert. Dadurch bilden die Niederlande eine wichtige Logistikplattform im Herzen Europas.
Der Reexport, also die Wiederausfuhr von Waren, ist dabei ein integraler Bestandteil der niederländischen Handelsbilanz. Die Niederlande erzielen so höhere Zölle, die sie an die EU abführen, als andere Länder.
Der Rotterdam Effekt
Auch wenn die Wertschöpfung dieser Exporte sehr gering ist, hat ihr immenses Volumen einen großen Einfluss auf die Handelsstatistik des Landes. Diese Zölle werden ihnen bei den Nettoberechnungen als Zahlungen an den Gemeinschaftshaushalt zugerechnet, auch wenn die betreffenden Waren in andere EU-Länder weitergeleitet und so die volkswirtschaftlichen Kosten im Land der Endverbraucher getragen werden.
Das ist der sogenannte „Rotterdam-Effekt“. Im Jahr 2016 erreichten die Gesamtexporte 432,5 Milliarden Euro, von denen 189,1 Milliarden Euro (rund 44 Prozent) aus Wiederausfuhren stammten. Nach Berechnungen der Erasmus Universität Rotterdam aus 2018 verdanken die Niederlande dem Rotterdamer Hafen rund 45,6 Milliarden Euro bzw. 6,2% ihrer gesamten Wertschöpfung.